Pfützen rasen in Katar

Pfützen rasen in Katar

Was machen meine Kinder mit am liebsten in Doha? Durch Pfützen rasen.
Da wir hier über Doha im Wüsten-Staat Katar sprechen und nicht über den täglichen Spaziergang durch den verregneten Wald im heimischen Europa, braucht man fürs Pfützen rasen keine Gummistiefel oder Matsch. (Was echt schade ist.) Man braucht stattdessen ein SUV (neudeutsch Jeep) und eine Mama mit Nerven wie Drahtseilen ;-)

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Das ist der Anblick, der die Herzen meiner Kinder höherschlagen lässt, wenn wir morgens durch die Tore des Compounds fahren auf dem Weg zur Schule.
Die Pfützen sind viel tiefer, als es auf Fotos den Anschein hat. Selbst mit einem hochrädrigen SUV hat man das Gefühl, mehr zu schwimmen als zu fahren.
Die Fahrer von „normalen“ Familienkutschen nehmen bei Regen lange Umwege in Kauf. Meist sind sie einfach eine Gefahr für die Allgemeinheit, da sie ohne Rücksicht auf Verluste um Pfützen herumfahren — auch in entgegenkommenden Verkehr hinein und über Bürgersteige. Doha, halt.

Das ist eine typische Straße in Doha nach einer Nacht mit ein bisschen Nieselregen.
Mit wirklich WENIG Nieselregen …

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Mein jüngster Sohn konnte gestern Nacht nicht einschlafen. Ich bin mit ihm vor die Haustür gegangen, damit wir „den Regen spüren“ können. Wir haben unsere Gesichter und Hände dem Regen entgegen gereckt, aber es war so wenig, dass selbst nach fünf Minuten noch kein Wasser auf der Haut zu spüren war.
Mein Sohn war trotzdem völlig aus dem Häuschen: „Regen, Mama! Guck mal!“ Er raste ins Haus, schrie nach seinem Papa „komm nach draußen und guck dir das an! Es regnet!!“
Es fühlt sich für mich seltsam an, dass Regen für ihn (ein Kind, das die ersten 2 Jahre seines Lebens täglich mit dem Hund durch das deutsche Wetter gejagt worden ist) etwas derart besonders es ist. Er ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und lebt seit fast einem Jahr in Katar. Die früheren Erinnerungen verblassen. Er erinnert sich nicht an zünftige Regenschauer, an kalten, erfrischenden Regen im Frühling, Herbst, Winter — teilweise ja sogar im Sommer. Er erinnert sich nicht daran, wie er früher mit seinem großen Bruder in großen Pfützen gespielt hat, Matsch und Wasser flog in hohen Fontänen durch die Luft …

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„Pfützen rasen“ heißt: Mit hoher Geschwindigkeit so durch Pfützen auf der Straße zu fahren, dass das Wasser in fetten Fontänen an den Seiten hochspritzt bis übers Dach. „Schnelle Geschwindigkeit“ ist dabei aus Kindersicht zu sehen ;-)
Wir hatten echt Spaß letzten Frühling, als es zum ersten Mal in Doha mehr als 2 Tage am Stück geregnet hatte. Viele Straßen sind komplett unter Wasser verschwunden. Ganze Straßenkreuzungen waren eine spiegelnde Wasserfläche. Die Fahrt zur Schule und zurück war ein echtes Abenteuer.
Meine Kinder rollen immer die Augen, wenn SUVs, die sehr viel höher und fetter als unserer sind, mit gefühlten 5 km/h um die Pfützen herumeiern, als ob bekiffte Omis am Steuer säßen und denken „blooooß nicht das Auto dreckig machen!! AAaaah, Wasser!“ Die Fahrer, die derart auf Wasser reagieren sehen meist nicht so aus, als ob sie viel Regen gewöhnt sind. (Um es jetzt mal politisch sehr korrekt zu formulieren, hoffe ich.)
Klar, durch Pfützen zu fahren könnte auch echt bescheuert sein, vor allem in Doha. Unter dem Wasser können Steinbrocken liegen, tiefe Rinnen und Schlaglöcher. Die Straßen in Doha sind auch ohne Regen in einem besch…. Zustand. Aber was ist ein bisschen Gefahr fürs Auto, wenn man seine Kinder zu begeisterten Quietsch-Schreien hinreißen kann? ;-)

Hier ist ein kurzer Film vom letzten Dezember. Die Pfützen waren noch nicht tief, es hatte gerade erst zu regnen angefangen.
Die Straße, an der ich kurz vor Ende des Films vorbeifahre, ist komplett überflutet, wenn der Nieselregen mehr als 1 Tag anhält. Jetzt stellt euch mal Doha letzten Frühling vor, nach 3 Tagen Regen … :-)

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ninaweber_seamus_untweakedbutcropped-150x145Nina Webers jüngstes Buch, „Mama macht mal Pause“ erschien im September. Du findest sie auf www.land-der-abenteuer.de, Facebook und Twitter. Sie und ihre Familie sind Anfang 2014 für 3 Jahre in den Mittleren Osten gezogen und gewöhnen sich an ein Leben mit Pool – bei über 40 Grad im Schatten.