Verdacht auf Eileiter-Schwangerschaft

Verdacht auf Eileiter-Schwangerschaft

Dies ist Teil 2 über extra-uterinäre Schwangerschaften bzw. Eileiterschwangerschaften.

Ich habe Teil 1–4 zusammengefasst, überarbeitet und zu einem Buch erweitert: „Die Eileiterschwangerschaft“. Bestell es hier bei Amazon.

Für die schwierige Zeit der Eileiterschwangerschaft biete ich dir ein Tagebuch zum selbst ausdrucken. Du kannst es hier gratis herunterladen.

Was kannst du tun bei Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft?

Die Diagnose (oder Fast-Diagnose) „Verdacht auf EUG“ – also Verdacht auf eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter, trifft dich vermutlich aus heiterem Himmel.
Vielleicht hast du aber auch von Anfang an Beschwerden in der Schwangerschaft, die dich aufhorchen lassen sollten: Blutungen und Schmerzen im unteren Bauchbereich sind ein Alarmsignal! Ignoriere die Ratschläge im Internet, dass eine Eileiterschwangerschaft immer einen einseitigen Schmerz erzeugt. Auch bei beidseitigem Schmerz kann eine EUG bestehen – ich bin das beste Beispiel dafür. Lass das also immer beim Arzt abklären!

Ultraschall-Untersuchung  und HcG-Wert

Normalerweise wird man mit einem positiven Schwangerschaftstest vom Arzt einen Termin für einen Ultraschall in der 9. SSW (Schwangerschaftswoche) erhalten. Denn ab da kann man auf einem Ultraschall überhaupt richtig etwas erkennen. Vorher reden wir von einer millimeter-kleinen Fruchthöhle mit winzigsten Strukturen.

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Hast du Blutungen oder auch nur Schmerzen im unteren Bauchbereich, egal ob ein- oder beidseitig, dann besteh auf einem Ultraschall und lass den HcG-Wert im Blut bestimmen!

Um eine Tendenz beim HcG erkennen zu können, braucht man mindestens 3 Werte, jeweils mit Datum notiert. Es lohnt sich also, bei Problemen mit der Schwangerschaft möglichst früh einen HcG-Wert bestimmen zu lassen und dann ein paar Tage später den nächsten. Vielleicht macht Ihr eine Odyssee durch vom FA zur Klinik und zurück: Notiert Euch jedes Mal den HcG-Wert, wenn euch einer gesagt wird und fragt nach, wann der gemessen wurde.

Wenn Ihr es Euch leisten könnt bzw. euch eure Frauenärztin dorthin überweist, könnt ihr für den Ultraschall in eine Pränatal-Praxis gehen, die auf Früh-Diagnostik spezialisiert sind. Alternativ könnt ihr euch auch am Abend, Feiertag oder Wochenende in der Klinik durchchecken lassen. Bei akuten Schmerzen wird euch das nie verwehrt! Der Vorteil zur niedergelassenen FA kann sein, dass die Pränatal-Praxen und Kliniken eventuell bessere Ultraschallgeräte und mehr Routine darin haben, auch schon in der Frühschwangerschaft eine Fruchthöhle in der Gebärmutter nachzuweisen. Meistens wird das Ergebnis sein, dass die Schmerzen nur Dehnungsschmerzen in den Leisten sind und der Embryo an der richtigen Stelle sitzt. Schmerzen und Blutungen können aber auch ein Hinweis auf eine Frühgeburt sein – es lohnt sich also immer, diese abklären zu lassen!

Mutterpass

Lautet die Diagnose “Verdacht auf EU”, dann besteht darauf, dass der Arzt einen Mutterpass ausfüllt!

Bei einer gefährdeten frühen Schwangerschaft zieren Ärzte sich, das zu tun. Warum auch immer – vielleicht weil sie davon ausgehen, dass diese Schwangerschaft sowieso verloren ist?

Falls du hier als Arzt oder Ärztin mitliest: Für uns betroffene Frauen ist es ganz furchtbar, dass man bei Verdacht auf Eileiterschwangerschaft Dokumente wie den Mutterpass oder Goodies wie die kleinen Werbepakete für Schwangere vorenthalten bekommt. Das verstärkt das Gefühl der Panik und der Hilflosigkeit nur noch für uns Betroffene. So teuer kann ein Mutterpass nicht sein, dass man ihn nicht auch für eine Schwangere mit Verdacht auf Eileiterschwangerschaft ausstellen könnte.

Mach als Betroffene Druck auf deine Frauenärztin bzw. deinen Frauenarzt und setz dich durch, dass sie bzw. er dir einen Mutterpass ausstellt! 

Denn bei einer EU ist das Risiko hoch, dass du Knall auf Fall ins nächste Krankenhaus musst. Da ist es besser, du hast ein Dokument in der Hand,

  • das beweist, dass deine Schwangerschaft ärztlich begleitet wurde,
  • das deine Daten wie Adresse, behandelnden Frauenarzt, Blutgruppe, … enthält,
  • das die Diagnosen deiner Ärztin enthält. Bei mir z.B. auch den Hinweis auf einen Bluterguss in der Gebärmutter, von dem wir annahmen, er würde eventuell die Fruchthöhle verdecken.

Ich hatte auch einen kleinen Zettel im Mutterpass angetackert mit den HcG-Messungen: einfach handschriftlich tabellarisch mit Datum und Wert. Der war im Krankenhaus beim Notfall Gold wert, denn sie konnten daraus ableiten, wie groß die Fruchthöhle sein müsste, nach der sie suchten!

Den Mutterpass solltet Ihr immer in der Handtasche dabei haben!

Bauchspiegelung

Besprecht mit Eurem Frauenarzt den richtigen Zeitpunkt für eine Bauchspiegelung. Das ist die Methode der Wahl, um eine Eileiterschwangerschaft abzuklären.

Allerdings sieht man bei einer sehr frühen Schwangerschaft auch in der Bauchspiegelung nichts. Dann muss der Vorgang ca. alle 3 Tage wiederholt werden. Das ist nicht angenehm und auch ein Risiko für eine eventuell bisher intakte Schwangerschaft, denn: Eine Bauchspiegelung findet unter Vollnarkose statt. Es werden 3 Löcher in Euren Bauch “gestanzt”: eins für die Kamera, zwei für Instrumente. Die Löcher sind so groß, dass sie innerlich vernäht werden müssen. Euer Bauch wird außerdem mit Luft groß aufgebläht, damit die Ärzte arbeiten können. Diese Luft braucht viele Tage zum Entweichen und tut ziemlich weh. Sie kann sogar bis in die Schulter hochziehen und dort starke Schmerzen verursachen.

Ich habe daher die Bauchspiegelung vor mir hergeschoben. Letztlich hat mich das einen Eileiter gekostet, denn als die Bauchspiegelung gemacht wurde, war die EU schon so weit fortgeschritten, dass der Eileiter aufgeplatzt und nur noch entfernt werden konnte. Wir reden hier nicht über große Zeiträume, sondern die kritischen Entwicklungssprünge sind in der 6. und 7. SSW. Mein Pech: Ich war mir um 1 Woche nicht sicher, wann das Baby entstanden ist. (Mehr zum Timing: siehe Teil 1 „Was ist eine Eileiterschwangerschaft?“.) War ich also in der 7. Woche – oder noch in der 6. Woche? Spätestens ab der 7. Woche wird der Embryo so groß, dass er massive Komplikationen verursachen kann. Ein paar Tage früher hätte mein Eileiter vermutlich gerettet werden können und der Eingriff wäre viel kleiner gewesen.

Nicht zu weit von einem Krankenhaus entfernen

Wenn Ihr wisst, dass Ihr Verdacht auf eine EU Schwangerschaft habt, dann fahrt nirgendwohin, wo Ihr nicht innerhalb von 30 Minuten per Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht werden könnt. Und zwar in ein Krankenhaus mit einer gynäkologischen Abteilung, der Ihr einen Eingriff am Eileiter zutraut!

Wohnt Ihr auf dem Land irgendwo, dann lasst Euch lieber frühzeitig von Eurem Frauenarzt zur stationären Überwachung in ein Krankenhaus einweisen, wo dann in aller Ruhe zum richtigen Zeitpunkt eine Bauchspiegelung gemacht wird.

Auch wenn es melodramatisch klingt: Wenn Ihr eine zu weite Anreise ins Krankenhaus habt oder nur eine Feld-, Wald- und Wiesenklinik in der Nähe ist, nehmt Ihr Euch eventuell nicht nur die Möglichkeit, einfach wieder schwanger zu werden (wenn ein Eileiter entfernt wird), sondern Ihr spielt sogar mit Eurem Leben! Bei einer extrauterinären Schwangerschaft kann sich Euer Zustand innerhalb von einer Stunde von “schwanger und gesund” auf “droht an innerer Blutung zu verbluten” ändern!

Es verlangt niemand von Euch, dass Ihr jetzt 9 Monate nur noch rund um Großstädte tourt. Wir reden hier über einen Zeitraum von ca. 3 Wochen (5. bis 7/8. SSW), in der eine EU-Schwangerschaft abgeklärt werden muss oder eine unentdeckte EU plötzlich riesige Komplikationen macht.

Der Anästhesist, der mich im Krankenhaus behandelt hat, sagte mir, dass es auch heute noch “heroische Frauen” gibt, die zu lange bei Schmerzen im Unterleib nicht ins Krankenhaus gehen und die beim Eintreffen schon so starke innere Blutungen haben, dass man im Krankenhaus nichts mehr für sie tun kann, trotz aller Fortschritte in der Medizin.

Ich war nicht heroisch, aber ich habe meine Schmerzen im Unterleib nicht mit der EU in Verbindung gebracht. Es fühlte sich an wie starke Verstopfung und Blähungen – deswegen geht man ja nicht ins Krankenhaus …

Dann kam plötzlich ein Schmerz hinzu, als ragt ein Messer vom Po aufrecht innen im Bauch hoch. Das habe ich auch auf den Darm geschoben – tatsächlich ist es aber ein Indiz für Blut, das sich im Körperinneren am tiefsten Punkt sammelt!

Erst als meine Haut plötzlich ganz kalt und schwitzig wurde und ich ohnmächtig wurde, habe ich darauf geschaltet, dass es vielleicht doch eine Eileiterschwangerschaft sein könnte. Bis ich im Krankenhaus war und gründlich untersucht, war ich zum Notfall geworden, weil sich immer mehr Blut im Unterleib ansammelte. Darum auch diese Artikel-Serie über Eileiterschwangerschaft, denn: Ich habe alles mögliche zum Thema gelesen, ich bin auch nicht doof oder besonders begriffsstutzig. Aber die überall beschriebenen Symptome (Schmerzen auf einer Seite, druckempfindlich von außen, etc.) haben überhaupt nicht auf mich gepasst.

Packt eine kleine Tasche fürs Krankenhaus, die Ihr z.B. im Auto deponiert.

Bei einer EU-Schwangerschaft werdet Ihr wahrscheinlich von Eurem FA von heute auf morgen ins Krankenhaus eingewiesen. Da ist es gut, wenn Ihr in Ruhe vorher schon Eure Tasche gepackt habt. Es kann auch gut sein, dass Ihr mit einem Rettungswagen von irgendwoher mit inneren Blutungen ins Krankenhaus gefahren werdet. Dann sollte Euer Partner oder die beste Freundin wissen, wo er/sie die Tasche fürs Krankenhaus findet und es sollte alles drin sein, das Ihr braucht, von Kleingeld über Abschmink-Zeug bis Schlappen.

Denkt daran, Bücher, MP3-Player, Ladegerät fürs iPhone etc. in die Tasche zu stecken, denn bei einer echten EU wird die Schwangerschaft immer abgebrochen. Und das auf der Gynäkologischen Station, meist zwischen allen Müttern mit Neugeborenen. Sich im Krankenhaus von dieser Schwangerschaft und dem Kind zu verabschieden ist richtig. Aber Ihr solltet auch die Möglichkeit haben, Euch abzulenken, damit Ihr nicht den ganzen Tag darüber grübelt. Und um Euch herum wird alles nur aufs glückliche Mutter-Kind-Team ausgerichtet sein – von dem Wickeltisch im Krankenzimmer bis zu den Zeitschriften auf dem Gang.

EDIT 1.10.16: So viele von euch haben mir gemailed oder sich über Facebook zum Thema Eileiterschwangerschaft gemeldet und sich ein E-Book zum Thema gewünscht. Ich habe alle Posts  zusammengefasst und zu einem Buch erweitert.

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ninaweber_seamus_untweakedbutcropped-150x145Nina Webers jüngstes Buch, „Mama macht mal Pause“ erschien im September. Du findest sie auf www.land-der-abenteuer.de, Facebook und Twitter. Sie und ihre Familie sind 2014 für 3 Jahre in den Mittleren Osten gezogen und gewöhnen sich noch an das Leben bei über 40 Grad im Schatten.